Die Wertstromanalyse (im engl. Value Stream Mapping) ist eine Methode zur Darstellung, Analyse und Verbesserung sämtlicher Material- und Informationsflüsse zwischen Kunden, Unternehmen und Lieferanten sowie im Unternehmen, die zur Erbringung einer Leistung (Produkt oder Dienstleistung) notwendig sind (siehe auch: Definition Wertstrom). Bei der Wertstromanalyse, die ihren Ursprung in der Lean-Methodik hat, handelt es sich um eine Flussdiagramm-Methode mit einer standardisierten Wertstromsymbolik.

Bei der Wertstromanalyse handelt es sich um den ersten Schritt des Wertstrommanagements (Value Stream Management).

Ziel der Wertstromanalyse

Das Ziel der Wertstromanalyse ist es, durch die Darstellung und Analyse der Wertströme des Unternehmens Verschwendung bzw. Verluste (jap. Muda) zu identifizieren und zu beseitigen. Anschließend wird im nächsten Schritt des Wertstrommanagements, dem Wertstromdesign, ein verbesserter Wertstrom entworfen, bei dem nicht-wertschöpfende Tätigkeiten und unnötige Liegezeiten eliminiert werden.

Durchführung der Wertstromanalyse

Bei der Durchführung einer klassischen Wertstromanalyse im Rahmen der LEAN-Methodik werden die Wertströme meist rückwärts vom Kunden über die Produktion bis zu den Lieferanten betrachtet. Dafür werden die Prozesse immer vor Ort (jap. Gemba) angesehen, verstanden und bewertet. Darüber hinaus werden immer Papier und Stift verwendet und alle betroffenen Stakeholder miteinbezogen.

Inzwischen können im Rahmen der Wertstromanalyse unterschiedliche digitale Tools eingesetzt werden, um die Möglichkeiten bei der Durchführung deutlich zu erweitern. Außerdem ist es möglich, die Wertstromanalyse auf Basis von Stamm- und Bewegungsdaten aus versch. Softwaresystemen des Unternehmens datenbasiert digital durchzuführen.

Bei beiden Ansätzen sollte die zugrundeliegende Datenbasis aber sorgfältig überprüft und im Zweifel neu erhoben werden.

Vorgehen bei der Wertstromanalyse

1. Segmentierung
Im ersten Schritt der Wertstromanalyse wird der Betrieb auf Basis einer Produkt-Prozessmatrix in einzelne Wertströme segmentiert. Da das Wertstrommanagement zur Gestaltung einer Fließfertigung mit kurzen Durchlaufzeiten dient, orientiert sich die Segmentierung an den Prozessen bzw. Materialflüssen im Betrieb. Im Kontrast dazu steht das Verrichtungsprinzip für die Werkstattfertigung. Dieses Prinzip wird für die Wertstromanalyse aber nicht genutzt, da die Werkstattfertigung nicht auf kurze Durchlaufzeiten abzielt.

2. Kundentakt
Im nächsten Schritt der Wertstromanalyse wird der Kundentakt jedes Wertstroms ermittelt. Dieser Kundentakt beschreibt auf Basis der zur Deckung des Kundenbedarfs benötigten Herstellungsmenge und der zur Verfügung stehenden Zeit die durchschnittlich geforderte Leistung der Produktion (in Minuten/Stück). Folglich kann jeder Prozess, der schneller als der Kundentakt läuft den bestehenden Kundenbedarf decken.

3. Wertstromdarstellung
Wie bereits beschrieben wird zur Wertstromdarstellung eine standardisierte Wertstromsymbolik genutzt, um ein einheitliches Verständnis aller beteiligten Stakeholder zu erreichen. Diese Symbole setzen sich wie folgt zusammen:

Symbole für die Wertstromdarstellung

Produktionsprozesse

Die Produktionsprozesse werden als Kästen dargestellt, in dem die zentralen Kennzahlen der Produktion notiert sind. Dazu zählen beispielsweise: Prozesszeit, Rüstzeit, Overall Equipment Effectiveness (OEE), Anzahl Mitarbeitende, Losgröße/Behältergröße, Bestände, Anzahl Produktvarianten, Arbeitszeiten/Schichtmodelle, etc..

Materialfluss

Materialflüsse zwischen den Prozessen werden abhängig von der Methodik der Materialversorgung eingezeichnet:

  • Pull-Verbindungen (Verknüpfungen ohne Reihenfolgevertauschung) werden über das FIFO-Symbol dargestellt.
  • Push-Verbindungen, bei denen der vorhergehende Prozess den Materialfluss bestimmt, werden über einen Pfeil dargestellt.
    Eingerichtete Zwischenläger werden über Dreiecke eingezeichnet, unter dem die entsprechenden Kennzahlen notiert werden. Dazu zählen insbesondere der Lagerbestand sowie die Lagerreichweite. Mit Kanban-Methodik gesteuerte Läger werden als Supermarkt-Regale skizziert.

Informationsfluss

Im letzten Schritt der Wertstromanalyse wird der Informationsfluss aufgenommen. Dieser skizziert, wie die Produktionsprozesse und Lager gesteuert werden. Die Symbole orientieren sich an denen des Programmablaufplans.

Ableitung von Potentialen

Durch die Darstellung des Betriebs als Wertstrom lassen sich zwei zentrale Optimierungspotentiale identifizieren. Ziel ist die Reduktion der Lieferzeit aus Kundensicht und die Erhöhung der Auslastung im Betrieb durch eine gleichmäßige Taktabstimmung.

Flussgrad

Der Flussgrad beschreibt den Anteil der reinen Bearbeitungszeit (wertschöpfende Zeit) an der gesamten Durchlaufzeit. Zeiten, in denen ein Produkt nicht bearbeitet wird, sind Liegezeiten, die entweder unvermeidbar sind oder aber Verschwendung, die es zu minimieren gilt.

Taktabstimmung

Über ein sog. Taktabstimmungsdiagramm können die Zykluszeiten der einzelnen Prozesse dem Kundentakt gegenüberstellt werden. Prozesse, deren Zykluszeit dabei nahe am Kundentakt liegt, deuten auf Engpässe hin während Prozesse, deren Zykluszeit deutlich geringer als der Kundentakt ist, auf Überkapazität und somit Verschwendung hindeuten.